Mittwoch, 30. Oktober 2013

Projekte für Sternenkinder und ihre Familien- 2. Die Klinikaktion der Schmetterlingskinder

Selbst wirksam zu werden hilft beim Begreifen. Einen eigenen Ausdruck für den Verlustfinden der mit Worten kaum erklärbar ist. Berühren um so berührt zu werden. Das Betrachten und in die Arme nehmen des neugeborenen, toten, oder gerade sterbenden Kindes wird inzwischen weitgehend in Kliniken unterstützt. Doch immer noch gibt es viel zu tun, viel zu informieren, damit wirklich alle Sternenkinder und ihre Familien einen würdevollen Umgang erfahren.


 
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Die Klinikaktion der Schmetterlingskinder des Vereins Frauenworte e.V. setzt an dieser Stelle an. Neben Schulungen die die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, viele selbst verwaiste Mütter, Krankenhäusern anbieten um so zu einem informierten und sensiblen Umgang mit stillgeborenen Kindern und deren Familien, von Anfang an, beizutragen, verteilen sie auch die „Klinikkisten für Schmetterlingskinder“ an Geburtskliniken. Das von zwei betroffenen Müttern begründete Projekt entwickelte sich schnell und wirkungsvoll. So wurden in den ersten drei Jahren seit der Aufnahme der Aktivitäten bis 2012 über 300 deutsche Geburtskliniken kostenfrei mit Klinikboxen ausgestattet. Auch die regelmässige Auffüllung dieser Boxen gehört dazu. Die kleinen Schatztruhen anmutenden Kisten (so empfand ich es zumindest als ich zum ersten Mal eine sah und mit meinen eigenen Händen entdecken durfte) enthalten ausschliesslich in liebevoller Handarbeit,  wiederum durch Ehrenamtliche, hergestellte Sternenkinderkleidungsstücke und Accesoires: Kleidchen, Schlafsäcke, Wickeltücher, kleine Stoffpuppen für die Kinder, schön gestaltete Kerzen, Karten und Informationsbroschüren für die Eltern sowie Erinnerungsstücke aus demselben Stoff wie das Kleidchen, das die Eltern für ihr Kind ausgesucht haben und das sie mit nach Hause nehmen können. Die wunderhübschen, wirklich würdigen und kindgerechten Hüllen sind auch praktisch gedacht. Stillgeborene Kinder, vor allem wenn sie noch sehr klein waren, erscheinen sehr zerbrechlich. Auch Verletzungen und Fehlbildungen können Eltern erstmal erschrecken. Die warmen, kuscheligen Schlafsäckchen hüllen das Kind rundum ein, so eingehüllt und geschützt sinkt die Hemmschwelle vieler Eltern es auf den Arm zu nehmen, zu herzen- so lange wie sie das brauchen. Bis sie es aus der Hand geben können. In Moseskörbchen die in vielen Kliniken eigens für die stillgeborenen Kinder zur Verfügung stehen können Eltern ihr Kind auch bei sich im Zimmer haben. Viele Kliniken geben inzwischen in vielen Fällen 2-3 Zeit für ein solches Kennenlernen- was das würdige Verabschieden (also alle folgenden Schritte bis zur Bestattung) oftmals erst ermöglicht. Das still geborene/ verstorbene Kind wird immer wieder aus der Kühlung geholt und den Eltern gebracht. Manchmal sogar ein bisschen auf einem Wärmebett etwas angewärmt. Es geht darum den Schrecken vor einem toten Kind zu nehmen und den Abschied der zugleich Begrüssung ist, so angenehm und schön wie es eben in diesem Moment geht zu gestalten. Alles Sinneseindrücke die in diesen Momenten oder Tagen gesammelt werden müssen dann für ein ganzes Leben reichen. 

Damit dies in den krankenhaustypischen Abläufen für alle betroffenen Familien möglich ist, ist es wichtig, dass Fachmenschen wie Hebammen, geburtshelfende Ärztinnen und Ärzte und Krankenhausseelsorger/Innen sensibilisiert mit den "Stillen Geburten" umgehen. Kompakte und praktische Informationen, basierend auf Erfahrungen von Eltern, sind auf der Homepage der Klinikaktion zu finden (http://www.klinikaktion-der-schmetterlingskinder.de/html/kliniken.html) und werden auch in Schulungen vermittelt, die die Ehrenamtlichen der Initiative interessierten Kliniken anbieten. Aufklärungsarbeit bleibt nach wie vor wichtig, um das Thema der "Stillen Geburten" aus der Stille- dem Schweigen und Nichtwissen darüber- heraus zu holen.

Mehr über diese, wie ich finde, sehr wichtige Initiative, in Kürze auf diesem Blog. Nun auch Einblicke über die Motivation zu ihrer Arbeit von der MacherInnen selbst: 

Auszug aus der Homepage der Klinikaktion der Schmetterlingskinder:

Ein Zeichen setzen für die Würde

Wir bekleiden unsere Toten in der Regel immer für ihren letzten Weg. Das gebietet der Anstand und die Würde. Dass wir dies mit unseren kleinen verstorbenen Babys auch tun sollten und wollen, ist mehr als nachvollziehbar.
Es ist ein Zeichen für die Würde, auch die kleinsten Babys zu bekleiden. Es zeigt: DAS HIER SIND KLEINE MENSCHEN - und nicht nur “schiefgegangene” Schwangerschaften oder “missglückte Versuche”, wie wir Sternenkindereltern so oft von außen beschwichtigend (und für uns unendlich verletzend) zu hören bekommen.
Diese kleinen Babys sind schon perfekte kleine Menschlein, selbst wenn sie noch so früh geboren werden. Nichts unterscheidet sie von “normalen” Neugeborenen, bis auf die Größe und manchmal die Farbe ihrer Haut. Ein Kind im Mutterleib ist bereits ab der 12.-14.SSW schon “fix und fertig”, die nächsten 26 Wochen wächst es eigentlich nur und entfaltet und optimiert die Funktionalität seiner Organe, legt an Länge und Gewicht zu, lagert Fett ein.
Gesichtszüge, Finger- und Fussnägel, Härchen - all das ist ab diesem Zeitpunkt meist schon vorhanden! Und für uns Eltern sind diese Kinder so real wie jedes lebende Kind. Wir haben sie in unseren Bäuchen getragen, nach der Geburt in unseren Armen gehalten. Sie sind real und sie verdienen genau dieselbe Würde wie sie jeder Mensch verdient.

Hilfe von Handarbeiterinnen als Basis der Aktion

Es sind hunderte von ehrenamtlichen Helferinnen, die in ganz Deutschland die Kleidungsstücke und Abschiedsaccessoires für die Klinikboxen fertigen und an die zentrale Sammelstelle schicken.
Dort werden die Boxen zusammengestellt und kostenfrei an die Kliniken geliefert, welche diese in aller Regel selbst bestellen oder von seiten der Initiative auf das Angebot hingewiesen werden.
Nur durch die zahlreiche Hilfe von hunderten von Frauen, die in liebevoller Handarbeit die Kleidung und Accessoires fertigen, ist unsere Aktion überhaupt möglich!

http://www.klinikaktion-der-schmetterlingskinder.de/html/die_aktion.html

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